Im vergangenen Jahr erreichte die Leistung der neu installierten Photovoltaikanlagen Rekordhöhe und stieg gegenüber dem Vorjahr um stolze 85 Prozent an. Besonders imposant ist dabei der Zuwachs an neuen Balkonkraftwerken („Steckersolaranlagen“), deren Anzahl sich vervierfacht hat und damit regelrecht explodierte. Ein Ende des Trends ist nicht in Sicht.
Branche befindet sich weiter im Aufwind
„Auch für 2024 erwarten wir einen anhaltenden Solarboom“, bestätigte Carsten Körnig, Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes Solarwirtschaft (BSW). Waren es 2017 noch bescheidene 1,7 Gigawatt Zuwachs an Solarstrom, so betrug dieser fünf Jahre später bereits 7,5 Gigawatt und übertraf schließlich 2023 mit rund 14 Gigawatt Jahresplus sämtliche bisherigen Rekorde. Mittlerweile sind in Deutschland etwa 3,7 Millionen Solarstromsysteme im Einsatz, die 62 Milliarden Kilowattstunden produzieren und immerhin rund zwölf Prozent des Gesamtstromverbrauchs decken.
Etwa die Hälfte der neu installierten Leistung entfällt auf Wohnhäuser, rund 31 Prozent befinden sich auf Freiflächen und lediglich etwa 18 Prozent auf Gewerbedächern, so der BSW. Laut einer vom Branchenverband beauftragten repräsentativen Umfrage erwägen mehr als zwei Drittel der Eigentümer von Wohnimmobilien mit geeigneten Dachflächen, eine Solaranlage zu installieren. 16 Prozent planen dies sogar bereits konkret in den nächsten zwölf Monaten, woraus sich dann insgesamt über 1,5 Millionen neue Solaranlagen in 2024 ergeben könnten. Sollte das zutreffen, würde der Rekord von 2023 nochmals deutlich übertroffen – zumindest in der Theorie, denn ausreichend freie Kapazitäten bei Handwerkern und Zulieferern sind längst nicht garantiert.
Die sogenannten Balkonkraftwerke sind ein Phänomen für sich: Ursprünglich nur ein Nischenprodukt, wurden sie dann aufgrund steigender Strompreise, unsicherer weiterer Entwicklung und des Wunsches nach wenigstens einem kleinen Stück Autarkie gesellschaftsfähig und erfreuen sich mittlerweile rasant steigender Nachfrage. Dabei handelt es sich in der simpelsten Variante (die inzwischen sogar gelegentlich im Sortiment einschlägiger Lebensmitteldiscounter auftaucht) lediglich um zwei Solarmodule, die am Balkongeländer eingehängt werden und über einen Spannungswandler Strom ins häusliche Netz einspeisen – in dieser Form bereits ab etwa 500 Euro zu bekommen. Wer eine Absicherung gegen Stromausfälle möchte, braucht dazu noch einen Lithiumakku (ab ca. 1.000 Euro aufwärts). Wunder darf man von so einem relativ kleinen Akku zwar nicht erwarten, aber zur kurzfristigen Überbrückung kann er durchaus hilfreich sein.
Zwar machen Balkonkraftwerke nur einen kleinen Teil der insgesamt installierten Solarfläche aus, nichtsdestotrotz stellen sie aber das Segment mit dem weitaus größten Wachstumspotential dar und es wäre sträflich, dies nicht voll auszuschöpfen – unter anderem, indem bürokratische Hürden abgebaut werden.
Ursprünglich hätten ab 1. Januar 2024 bereits die Gesetzesänderungen des „Solarpakets I“ gelten sollen. Leider hat der Bundestag jedoch die endgültigen Beratungen auf „bald nach der Weihnachtspause“ verschoben. Sollte die Gesetzesvorlage schließlich wie vorgesehen umgesetzt werden, darf speziell bei den Balkonkraftwerken mit erheblichen Vereinfachungen und Erleichterungen gerechnet werden, was den Anreiz einer Anschaffung noch zusätzlich erhöht.
Wärmeerzeugung per Solarthermie
Weniger Beachtung als die Photovoltaik findet dagegen die Wärmeerzeugung mittels Solarthermie, sie konnte im vergangenen Jahr mit lediglich 91.000 Neuinstallationen aufwarten. Bei insgesamt über einer Million neu installierter Solaranlagen zur Strom- und Wärmeerzeugung ist diese Zahl dann doch eher bescheiden.
Statistiken sind aber nicht alles und es wäre ein großer Fehler, die Solarthermie zu unterschätzen. Sie kommt zwar bislang in weniger als zehn Prozent aller Heizanlagen für Häuser und Wohnungen zum Einsatz, hat aber erhebliches Potential und kann auf einfache Weise große Teile des Niedertemperaturwärmebedarfs decken. Je nach Gebäudeart und Qualität der Wärmedämmung ist die Solarthermie so in der Lage, bis zu 50 Prozent der Heizkosten einzusparen.
Quellen: bundesregierung.de, haufe.de, solarwirtschaft.de, tagesschau.de, ntv.de, chip.de